Blogeintrag 4, 22.02.2024
Ausbeutung Papua’s Natur und Menschen
Liebe Leser*innen,
Ich melde mich dieses Mal, um über die Ausbeutung der Natur und der Menschen in Papua zu sprechen. Dabei möchte ich betonen, dass ich nur von meinen eigenen Erlebnissen, Gesprächen und recherchierten Informationen berichten kann. Andere Menschen haben möglicherweise andere Erfahrungen gemacht, und als weiße Touristin kann ich nur erahnen, was sich hinter den Kulissen abspielt. Dennoch halte ich es für wichtig, meine Perspektive zu teilen, insbesondere weil ich ein ganzes Jahr hier lebe und intensiveren Kontakt zu Einheimischen habe als die meisten Touristen, die nur wenige Wochen bleiben.
Wirtschaftliche Ausbeutung
Es ist relativ schwer, im Internet belastbare Fakten und Statistiken über die Situation in Westpapua zu finden, da vieles im Verborgenen geschieht und nicht dokumentiert wird. Die gesamte Region wird von der indonesischen Regierung wegen ihrer Ressourcen wie Gold, Kupfer, Erdöl, Erdgas und Holz ausgebeutet, ohne dass die Einheimischen davon gerecht Profittieren (Gesellschaft für bedrohte Völker). In großem Umfang wird Regenwald abgeholzt, um Platz für Palmölplantagen zu schaffen oder das Holz zu verkaufen.
Militarisierung
Um die Kontrolle über die ressourcenreichen Gebiete zu sichern, hat die indonesische Regierung eine starke militärische Präsenz in Westpapua etabliert. Berichten zufolge wurden die Sicherheitskräfte sowie Soldaten seit 2018 erheblich erhöht. Diese Militarisierung geht häufig mit Menschenrechtsverletzungen einher, darunter willkürliche Verhaftungen, Folter und außergerichtliche Tötungen von Aktivisten und Zivilisten (Amnesty International). Die indigenen Gemeinschaften leben in einer Atmosphäre der Angst und Unterdrückung, die ihren Alltag massiv beeinträchtigt.
Rolle der Frau
Besonders werden Frauen von der Militarisierung getroffen, weil sie häufiger Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt und sexuellen Übergriffen von Sicherheitskräften werden. Diese Methoden dienen der Einschüchterung und Vertreibung der indigenen Bevölkerung von ihrem Wohnraum um diesen Abzuholzen.
Dieser Landraub führt jedoch zum Verlust von ortsgebundenen Ressourcen auf die die Menschen stark angewiesen sind. Frauen, die traditionell für das Sammeln von Nahrungsmitteln, Heilpflanzen und Feuerholz verantwortlich sind, verlieren dadurch ihre Einkommensquelle und die Fähigkeit, ihre Familien zu versorgen. Die Zerstörung der Wälder beeinträchtigt auch das kulturelle Erbe der indigenen Völker, da viele traditionelle Praktiken und Rituale eng mit der Natur verbunden sind. Frauen spielen eine zentrale Rolle in der Weitergabe dieses Wissens und sehen sich durch die Umweltzerstörung in ihrer kulturellen Identität bedroht.
Erfahrungsberichte der Einheimischen
Die tiefe Verbindung der Menschen zur Natur konnte ich in einem Kunsttherapiekurs spüren, den ich in Zusammenarbeit mit einer Bibliothek in Abepura während der 16 Tage des Aktivismus im November/Dezember 2024 leiteten durfte. Dort traf sich eine Gruppe von etwa zehn Frauen, die über ihre Erfahrungen mit Feminismus und Rassismus als papuanische Frauen sprachen und ihre Emotionen anschließend in Bildern ausdrückten. Besonders eindrucksvoll war, dass alle Frauen unabhängig voneinander einen gemeinsamen Nenner in ihren Bildern fanden: Sie stellten sich als Teil der Natur dar und beschrieben, wie die Zerstörung des
Regenwaldes sie treffe – als würde nicht nur der Wald, sondern auch ihr Herz mit abgeholzt werden. Sie schilderten es, als sei ihre Seele in jedem Hügel, jedem See, jedem Tier und jedem Baum, die nun grausam vernichtet werden.
Opfer der Ausbeutung
Papuaner*innen hatten schon immer eine naturverbundene spirituelle Weltanschauung, die im Einklang mit der Umwelt steht, anstatt sie zu zerstören. Erschreckender Weise wurde laut dem indonesischen Umweltministerium zwischen 1990 und 2015 etwa 24 Millionen Hektar Regenwald zerstört, was nahezu der Fläche Großbritanniens entspricht (Rette den Regenwald). Zusätzlich sollen sich ca. 80.000 vertriebene Menschen innerhalb Westpapuas, unter anderem durch die militärischen Konflikte, aufhalten (ReliefWeb).
Politische Marginalisierung
Politisch werden die Bedürfnisse Papuas jedoch meist nicht ausreichend repräsentiert. Mein bester Freund, Apin, erklärte mir die Lage folgendermaßen: In Indonesien wird der Präsident durch eine landesweite Direktwahl bestimmt, wobei jede Stimme gleich viel zählt. Da jedoch über 55 % der Bevölkerung auf der Insel Java lebt und ein Präsident mindestens 50 % der Stimmen erhalten muss, kommt der gewählte Präsident fast immer von dort oder hat starke Unterstützung aus dieser Region. Politische Anliegen Papuas, wie Autonomie, Umweltschutz oder Menschenrechte, gehen oft unter, weil Kandidaten sich eher auf die Wählermehrheit in Java konzentrieren (Amnesty International).
Zukunftsaussichten
Was muss sich also ändern, um Papua zu helfen? Zunächst braucht Papua mehr politische Mitsprache, um nicht weiter von der Zentralregierung in Jakarta übergangen zu werden. Die Militarisierung muss beendet und Menschenrechtsverletzungen unabhängig untersucht werden. Zudem sind strengere Umweltgesetze nötig, um die Regenwaldzerstörung und die Vertreibung indigener Gemeinschaften zu stoppen. Bildungs- und Gesundheitsprogramme müssen ausgebaut werden, um wirtschaftliche Benachteiligungen abzubauen.
Unterstützung
Was kann die Einzelperson machen? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Papua zu unterstützen. Menschenrechtsorganisationen wie Free West Papua Campaign oder Amnesty International setzen sich für indigene Rechte und gegen Unterdrückung ein. Umweltschutzgruppen wie Rainforest Action Network und Greenpeace kämpfen gegen die Abholzung des Regenwaldes. Auch bewusster Konsum hilft: Palmöl aus problematischen Quellen meiden, nachhaltiges Holz wählen und faire Elektronik bevorzugen. Zudem können Spenden an lokale Initiativen oder das Teilen von Informationen helfen, auf die Situation aufmerksam zu machen.
Jede Unterstützung zählt, um den Menschen in Papua eine stärkere Stimme zu geben!
Ich hoffe, das dieser Bericht erste Einblicke in die politische Situation über Ausbeutung, Abholzung und die Folgen für Indigene Völker bieten konnte. Gebt mir gerne Feedback, wie ihr diese Sammling an Informstionen und Erfahrungsberichten fandet.
Ihr werdet von mir hören,
Ava
Quellen:
https://www.regenwald.org/projekte/10912/den-regenwald-im-sueden-von-papua-retten-und-indigene-papua-staerken?
Greenpeace Indonesien: Neue Provinzen in Westpapua befördern Abholzung
Indonesia: “Don’t bother, just let him die”: Killing with impunity in Papua
Indonesia: Papuan protesters shot, beaten and racially abused by security forces – new research
https://www.amnesty.de/informieren/amnesty-report/indonesien-2022?utm_source=chatgpt.com
https://www.gfbv.de/fileadmin/redaktion/Reporte_Memoranden/2012/MR-Report_Nr._67_-_Landraub_bedroht_indigene_Voelker.pdf
https://www.greenpeace.de/biodiversitaet/waelder/waelder-erde/raubbau-palmoel?
https://reliefweb.int/report/indonesia/acaps-thematic-report-indonesia-humanitarian-impacts-continuing-conflict-papua-provinces-15-october-2024
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