Hey, ich bin Karl und verbringe das Jahr zusammen mit Jannik, meinem Freund und Mitfreiwilligen in Salatiga, Zentral Java
Java ist die Hauptinsel Indonesiens, geprägt von blühender Kultur, großen Städten wie Jakarta und Bandung und Vulkanen mitten in der grünen Landschaft
Da standen wir also, mitte September, fünf Freiwillige am Flughafen in Frankfurt, ein bisschen planlos, aber aufgeregt, bereit in den Flieger nach Jakarta zu steigen.
Nach etlichem Umpacken der Koffer waren wir dann doch endlich auf dem Weg zum ersten Stopp, Abu Dhabi. Nach einer kleinen Stärkung saßen wir dann fest in den sitzen Richtung Südostasien. Sobald wir dann unsere Koffer hatten, wurde die Checkliste einmal durchgegangen – Visastempel, Gepackcheck und Handy registrieren lassen. Jannik und ich waren im Handumdrehen durch die Gepackkontrolle und standen vor den großen Ausgangstüren…
Jetzt soll es los gehen, das große Abenteuer – doch wir hatten da was vergessen…
Schnell fiel uns auf, wie hatten weder einen Stempel, noch Internetverbindung, also Kommando zurück.
Nur das war nicht so einfach, man durfte nicht ohne gültiges Flugticket wieder zurück. Nach langem Erklären mit der Security, die leider kaum Englisch sprach, kamen wir durch den Personaleingang wieder rein, Koffer mussten wir zurücklassen.
Nach einigen Telefonaten und erfolgloser Suche wurde uns erklärt, dass es keine Stempel mehr gibt, alles online seit letzten Jahr und die Schlange vor der Handyregierung wurde immer länger. Als wir dann endlich mit 3 Stunden Verspätung im Auto zum Hotel saßen war die Erleichterung dementsprechend groß. Angekommen wurden die weiteren Flüge gecheckt, für uns ging es weiter nach Semarang, eine Stadt mit der Größe von Düsseldorf eine Stunde nördlich von Salatiga. Um nichts anbrennen zu lassen, bestellten wir den Fahrer auf 6 Uhr früh. Das heißt eine schnelle Dusche, neue Klamotten, ein 20 Minuten Powernap und ein kleines Frühstück, dann ging es weiter…
Müde angekommen in Semarang wurden wir abgeholt und die Müdigkeit übermannte uns fast, doch ich konnte nicht schlafen, denn alles, was ich aus dem Fenster so sah, war komplett neu. Tropische Pflanzen, Vögel, ein ungewohnt süßlicher Geruch in der Luft.
Wir wurden dem Kirchenpersonal vorgestellt und uns das Office der GKJTU, unserer Partnerkirche gezeigt, danach gab es das erste Essen.
Viele Töpfe, Fisch, Huhn, Rind, Ei aus denne man auswählen konnte, dazu gab es natürlich Reis, wie ich jetzt weiß, heißt das Gericht Nasi Padang und gehört zu einem meiner Lieblingsessen hier.
Dann kam der erste große Schock, unsere Unterkunft. Unser Mentor, Pak (kurz für Bapak, höflichkeitsanrede = Vater) Waluyo, sollte erst ein paar Tage später von einer Geschäftsreise zurückkommen, daher haben wir selbst ein bisschen das Haus erkundet. Mein Zimmer beschränkt sich auf eine Matratze auf dem Boden, ein Schrank und ein kleiner Tisch, mehr Platz ist nicht. Damit kann ich gut leben, dachte ich mir und das Badezimmer wurde erforscht. Als erstes fiel auf, kein Duschkopf, kein Duschvorhang, der Raum ist oben offen. Naja, die Dusche war praktisch schon da, es ist ein großer Eimer Wasser, der sich nachts auffüllt mit einer Kelle, natürlich so kalt wie Wasser aus einer Quelle halt ist. Zum Glück eine europäisch anmutende Toilette, naja nur kein Klopapier, sondern ein Schlauch aus dem Wasser kommt. Nur Wasser kommt erst spät abends, wenn es anfängt zu regnen…
Jetzt, nach 2 Monaten ist es das normalste der Welt für mich, mal Wasser manuell in die Toilette zu schaufeln und in der früh die Vorteile einer erfrischenden Dusche zu genießen.
Dann wurde erkundet und es viel direkt auf, wie viele Früchte an den Bäumen hingen, alles im Schatten des über 3000 Meter hohen, erloschenen Vulkan Merbabu, ein Bergpanorama, das mein allgäuer Herz natürlich höher schlagen ließ. Dann hieß es warten auf den Mentor…
Der erste Eindruck von Pak Waluyo war gemischt, ein gut gekleideter Mann mit Brille und strengem Blick, der uns erstmal ein paar Regeln erklärte.
Um 10 zuhause sein, erstmal zuhause bleiben und sich um die Landessprache kümmern, alles andere komme später. Jetzt weiß ich, dass er besorgt war um uns, mittlerweile dürfen wir nach Absprache abends raus, erkunden, reisen und völlig in die Kultur abtauchen. Die Sprache wird natürlich weiter fleißig gelernt, noch nicht mit Lehrern, aber mit vielen Freunden hier, die sich bereit erklärt haben, uns dabei zu helfen und man macht schnell Fortschritte, längere Konversation sind jetzt schon kein Problem mehr.
Was mich auf Schritt und Tritt begleitet sind Fotos, angefangen am Flughafen, als wir aus dem Augenwinkel sahen, wie heimlich Kameras in unsere Richtung knipsten. Da ich dich sehr heraussteche mit meinen blonden Haaren und der hellen Haut, werde ich täglich nach Fotos gefragt, sei es für die WhatsApp Story oder um den Verwandten zu zeigen. Ein sehr befremdliches Gefühl machte sich breit, als mir erklärt wurde, dass Fotos mit Bules (die Bezeichnung für Ausländer mit Heller Haut) eine Art Prestige sind und man hier eine kleine Besonderheit ist. Es geht manchmal so weit, dass wenn wir in dem nahegelegenen Flußbett schwimmen, sich Leute am Rand aufreihen um zu filmen, wie wir beide im Wasser plantschen – in Deutschland unvorstellbar, allein wegen Einverständnis und so.
Kirche – wir sind ja doch mit einer christlichen Organisation unterwegs im größten muslimischen Land der Welt. Religion hat einen ganz anderen Stellenwert, es wird regelmäßig in die Kirche gegangen, monatliche „family gatherings“, bei welchen man sich in Wohnungen von Gemeindemitgliedern trifft und zusammen singt, isst und betet. Es wird auch erwartet, dass man regelmäßig kommt, sofort wird gefragt ob es mir gut geht, wenn ich an einem Sonntag in einer anderen Stadt und somit nicht in der gewohnten Kirche meinen Vormittag verbracht. Auch fühlt sich alles mehr Freundschaftlich an, sobald ich die Kirche betreten, werden erstmal alle Hände geschüttelt und Smalltalk gehalten, bis man sich dann zu seinem Platz drängen kann.
Da unser Mentor ebenfalls Pfarrer ist, bleibt natürlich nicht aus, dass wir seiner Gemeinde vorgestellt wurden.
Da wir uns bereit erklärten, zu den Gemeindetreffen zu kommen und uns zu integrieren, wurde auch schnell ein freundschafliches Verhältnis zu unserem Mentor geknüpft, was uns erlaubt, jetzt selber aktiv zu werden und kleinere Reisen anzutreten.
Bilder dazu in der Galerie!
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