Anfang Februar startete dann direkt das nächste Highlight – das Zwischenseminar auf Zentralborneo, Palangkaraya.
Im Vorfeld hab ich mich natürlich schlau gemacht über den Ort mit der zweithöchsten Biodiversität unserer Erde, Heimat von Orang-Utangs, Regenwald und noch traditionell lebenden Völkern, demnach war meine „Bucketlist“ lang. Nach einem 2 stündigen Flug wurden wir abgeholt und überrascht mit Haribo, Katjes und Hanuta – was eine Genugtuung, das mal wieder zu essen! Der erste Abend mit der örtlichen Gemeinde dort stellte sich als ein sehr lustiges Beisammensein voller Karaoke und Geschichten heraus, ich erwähnte mal beiläufig, dass ich plane Orang-Utans zu sehen und zack, wurde direkt ein Ausflug auf kommende Woche gelegt. Da Jannik und ich uns ein bisschen mit der Kirchenleitung angefreundet hatten wurden wir direkt zum Tanz gebeten, wortwörtlich. Vor versammelter Mannschaft wurde ein Kampftanz mit uns aufgeführt, der es mittlerweile sogar auf die offizielle Instagramseite der Stadtregierung von Palangkaraya geschafft hat. Nach vielen Vorstellungen und Fotos lernten wir auch die EMS-Freiwilligen kennen und die ersten Besuche wurden geplant. Mit ein paar Verantwortlichen der Kirche ging es dann auf ein Boot (das sollte noch öfter passieren) und durch das schwarze Flussdelta des Sebangau Nationalparks. Während die Sonne langsam über den Mangroven unterging wurde auf dem Boot getanzt, gesungen die Aussicht genossen. Nach einem kurzen Besuch im Rehabilitationzentrum für die berühmten orangenen Affen ein paar Tage später kam es dann zum absoluten Höhepunkt. Mit kleinen tiefliegenden Booten wurde mitten in den Dschungel gefahren, kein Signal, keine Sicherheit dass die Löcher zu meinen Füßen das Boot nicht kentern lassen. Dann war es soweit, aus dem Dickicht folgten uns zwei Augen und einen kurzen Moment später hielten wir vor einer kleinen Flussbank. Eine ganze Orang-Utan Familie, herumtollende Kinder, die Mutter genoss ein paar Früchte und der Papa-Affe, der stand auf allen Vieren und musterte uns, jeden einzelnen. Als er zum dem Schluss kam, dass wir keine Gefahr sind setzte er sich zu seiner Frau, was eine surreale Erfahrung. Ich hatte komplett unterschätzt wie menschenähnlich sie sich verhalten, wie stark der Blick und die Mimik ist, kommt auf Videos nie genauso rüber, etwas komplett anderes wenn du zwei Meter entfernt diesem Tier ins Gesicht blickst. Kurz danach hatte ich noch das Glück den seltenen Nashornvogel über dem Blätterdach aufsteigen zu sehen und mit Einbruch der Dunkelheit wurde wieder in Richtung Zivilisation gesteuert. Nach ein paar sehr erfolgreichen Seminartagen voller wichtiger Themen, Ideen und Lösungen wurde unser Aufenthalt in Palangkaraya mit eine Karaokeabend abgerundet. Großen Applaus vom indonesischen Publikum bekamen wir für Aprés-Ski Schlager, EAV Klassiker und so manches indonesisches Lied.
Während viele dann nach Jakarta abdüsten, entschieden ich und zwei der EMS-Freiwilligen noch einen Abstecher nach Südborneo zu machen, eine muslimisch geprägte und eher ärmere Gegend, trotz großem Diamantvorkommen. Also kurzerhand einen Fahrer gefunden und dann ging es für Emil, Micha und mich nach Banjarmasin.
Eine Stadt, die gegensätzlicher nicht sein könnte, große, moderne Gebäude und keine 500 Meter weiter Holz- und Wellblechhütten auf Stelzen, den Fluss als Toilette, Dusche, Waschmaschine und Fortbewegungsmittel. Nachdem wir ein passendes Boot am Vorabend ausprobiert hatten, verließen wir vor dem Morgengrauen Banjarmasin zum Lok Baintang, einem Markt auf Booten, sog. Floating Market. Auf dem Dach des Bootes wurde sich kurz ausgeruht bevor der Trubel begann. Als die ersten Sonnenstrahlen den Fluss trafen, erschien plötzlich ein kleines Boot nach dem Nächsten aus dem Nebel, ihr Ziel: die drei Touristen auf dem Bootsdach. Es wurde lautstark verhandelt, an uns gezerrt und Sachen aufgeschwätzt, bis ich plötzlich vom Boot gezogen wurde. Kurzerhand saß ich dann auf einem der Händlerboote, alle Wertsachen bis auf Handy und knapp 6€ noch auf dem anderen Boot. Also holte ich mir nen Kaffee und half der Verkäuferin ihre Früchte an vorbeifahrende Boote zu verkaufen und kurze Späße mit den anderen Händlerinnen zu machen (ja, es sind nur Frauen, die dort Verkaufen, fast jeden Tag ab 4:30 in der Früh und das Boot nur mit ihrer Muskelkraft und einem langen Stock antreiben). Zurück auf dem größeren Boot wurde dann auf einem Teppich auf dem Dach erstmal gut gefrühstückt, Bananen, Mangosteen, Küchlein, Reis, Ei und Fisch, den wir gekauft hatten. Danach verließen mich die beiden Freiwilligen nach Sulawesi mit dem Versprechen auf ein Wiedersehen. Also ließ ich einen kleinen Traum von mir Wahrheit werden, charterte ein kleines Boot, sprach mit dem Kapitän und ab ging es stundenlang tief in den Nationalpark, nur auf das Vertrauen, dass der Kapitän weiß, wo wir sind und wieder zurückfindet. Auf dem Weg sah ich alles, Kohledampfer die vor der Stadt vorbeiziehen, große Armutsverhältnisse je näher man den Dschungel kam, aber überall lachende, badende Kinder, die sich kurz am Boot festhielten. Als dann keine Hütten mehr zu sehen waren, lebte der Urwald. Schlangen, kleine Krokodile, Echsen im Wasser und das Ziel das ich ansteuerte, eine kleine Insel auf dem verzweigten Fluss, auf der es eine abgeschiedene Population von Nasenaffen gibt… Die Reise hatte sich gelohnt, da die Tiere ansonsten nur noch im Westen der Insel vorkommen, ansonsten nur in Zoos und ich hatte die Möglichkeit das live und vor Ort zu bestaunen. Das Jugendwort „goofy“ würde diese Kreaturen perfekt beschreiben, dickes Bäuchlein, lange Nase und schrille Grunzlaute, ein paar dutzend Affen saßen in den Baumkronen und grunzten mich an, Bilderbuchmoment. Nach gut 7 Stunden ist dann trotzdem das passiert, was ich befürchtet hatte, der Motor ist ausgefallen…
Es wurde also zur nächsten Holzhütte auf Stelzen gepaddelt, aus der ein älterer Mann kam mit einem Schweißgerät. Ohne Handschuhe, Brille und Barfuß kletterte dieser also in den Motor und nach ein paar Minuten und knapp 2€ ging es wieder in die Stadt. Erwähnenswert dort ist der traditionelle Markt, voller blauer Hummer, Fisch und Tieren, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Auch der Edelsteinmarkt macht seinem Namen alle Ehre, da viele Schmucksteine auf Borneo abgebaut werden. Mit einer erledigten Bucketlist saß ich dann wieder im Flieger nach Java.
Die nächste Geschichte ist mal wieder eine typische „worauf hab ich mich da eingelassen“ Story. Alles startete mit einem Kollegen aus der Schule, der nebenberuflich auch kleine Reisen veranstaltet und mich gefragt hat, ob ich nicht Mt. Bromo, Indonesiens vielleicht berühmtesten aktiven Vulkan sehen will. Busreise, ist ja kein Problem – nur muss man bedenken, dass hier etwas kleiner gedacht wird, was Sitze und Fußraum anbetrifft. Mein Platz war so eng, dass ich meine Füße nicht einmal auf den Boden bekam und meine Knie rot von dem Sitz vor mir wurden, also erstmal Füße hoch und wie eine Kugel zusammenrollen. Start um 14:00 Nachmittag, gegen 1 in der Nacht erreichten wir dann das Plateau vor dem Vulkan. Direkt kam mir ein starker Schwefelgeruch entgegen, was hieß, dass der direkte Aufstieg zum Kraterrand erstmal nicht möglich war. Ich kaufte mir kurzerhand eine Maske und begann meinen Aufstieg auf ein Vulkanmassiv gegenüber – und was kann ich sagen: der Blick zum Sonnenaufgang war majestätisch. Kurz nen Kaffee, Abstieg und ab in eine Jeep der durch das Plateau auf eine schwarze Vulkansandwüste zusteuerte, könnte glatt aus einem dystopischen Film kommen. Die grünen Hügel dahinter, die mich ein bisschen an Jurassic Park erinnerten, heißen liebevoll Bukit Teletubbie, da sie landschaftlich and die Teletubbies Hügel erinnern (Funfact am Rande). Nach einem kurzen Pferderitt ging es für mich wieder zum Bus, wo das nächste Ziel Gili Ketapang war, eine kleine Insel an der Küste von Ostjava. Mal wieder hatte ich vergessen, ein Schwimm-tshirt mitzunehmen, also funktioniere ich ein normales Shirt um, damit ich nicht ganz so auffalle. Nach einer wilden Bootsfahrt auf einem hölzernen Kahn wurde ich von hunderten Ziegen begrüßt und mir fiel auf, dass ich auch meine Badelatschen vergessen hatte. Ich mach es kurz, nachdem ich im Wasser war, spürte ich ein Brennen und sah gerötete Haut. Kurz raus, dann wollte ich aber wieder rein für das berühmte Unterwasserfoto der Insel – großer Fehler. Tausende Quallen wurden von der Strömung direkt um mich getrieben und ich kraulte so schnell wie noch nie zuvor in meinem Leben zum Boot. Angeschwollen und blutrot kroch ich dann aus dem Wasser und wurde verarztet – mit einer Zigarette die über meine Haut gehalten wurde, um die Nesseln rauszutreiben, Ergebnis: hat nicht funktioniert. Also gut duschen, die Einzelheiten zu der Dusche dort erspare ich euch, war aber eine Überwindung! Am nächsten Tag um 6:00 früh kam ich dann wieder in Salatiga an, 2 Nächte nicht geschlafen mit tauben Fingern, aber glücklich, so eine Geschichte erzählen zu können!
Die nächsten Wochen heißen erstmal Arbeit, weiterhin versuchen zu fasten und nach einer neuen Unterkunft suchen, Bilder versuche ich wie immer hier hochzuladen! Langweilig wird es mir auf jeden Fall nicht, weiterhin wird an der Sprache gefeilt, neue Freunde gemacht und die Zeit genossen, die ich noch hier bin, die Hälfte is ja schon rum!
Bis auf bald, euer Karl!
ps: habe endlich herausgefunden, wie das mit der Galerie funktioniert!
0 Comments