Ich will noch von einer Reise mit der Gemeinde in den Süden Richtung Strand erzählen.

5 Uhr am morgen, wir treffen uns alle an einem Parkplatz vor der Kirche. Alle fröhlich gestimmt, nur die beiden Deutschen, die haben natürlich nur 3 Stunden geschlafen. Also, Schlaf soll im Bus nachgeholt werden. Sobald wir auf unserem Platz am Notausgang (wegen unserer langen Beine) saßen und die Augen uns schon zufielen, wurde ich abrupt durch einen enormen Bass, gepaart mit hoher Synthesizer Musik geweckt – Karaoke. Mit Schlaf war nicht, die vollen drei Stunden wurde das Mikrofon herumgereicht und manchmal besser, manchmal schlechter Lieder gesungen. Natürlich kam ich auch nicht drum herum, irgendwann kam das Mikrofon bei mir an und ich sollte die deutsche Hymne singen. Danach kamen dann ein paar deutsche Klassiker und ein Versuch, die javanischen Lieder mitzusingen. Nachdem dann trotz Musik doch der Schlaf mich übermannte, wurde ich sanft geweckt von „DU – Peter Maffay“, während ein paar Gesichter erwartungsvoll unsere Reaktion darauf abwarteten. Nicht mein Geschmack, anscheinend beliebt unter ein paar Pfarrern hier. Angekommen am Strand wurde ich begrüßt von einer Kulisse, die Santorini wie aus dem Gesicht geschnitten schien, ein Abbild Griechenlands. Natürlich wurden hunderte Fotos geschossen, bevor Jannik und ich erwartungsvoll zum Strand gingen. Klares Wasser, kaum Wolken, leider aber Wellen, die es uns kaum möglich machten zu schwimmen, also wurde sich einfach ein bisschen ins seichte Wasser gelegt. Ein Buffet aus Fisch, unfassbar scharfer Soße und Reis wurde kredenzt und nach der Stärkung ging die Tour weiter zu großen Felsen, die mitten in der Landschaft standen, Tebing Breksi, ein ehemaliger Bergbau, der jetzt eine wunderschöne Sicht über die abendliche Landschaft bietet.

Apropros Berg, als Allgäuer will ich natürlich den großen Vulkan hoch, eine Mehrtagestour, aber es wurde erstmal klein angefangen. Gunung Andong, ein Berg mit schlappen 1800 Metern, der aber einen tollen Blick über die doch flache Landschaft bis hin zu den Vulkanen bietet. Hinter mir Merapi, der einzig noch aktive, gefährliche Vulkan in meiner Nähe, links Telomoyo, ein erloschener Vulkan mit ausgebauter Straße, der zur Touristenattraktion umgebaut wurde. Ausländische Touristen sieht man trotzdem kaum hier, doch der indonesische Wandertourismus ist hier in vollem Gange.

Die ersten Städtetrips wurden natürlich auch schon gemacht, Surakarta, Semarang und Yogyakarta.

In Semarang, eine Stadt in der man den niederländischen Kolonialeinfluss noch gut erkennen kann, haben wir uns mit Daniel getroffen, einem ehemaligen Freiwilligen, dem ich im März Neuschwanstein gezeigt habe und Kuhmagen probiert, nicht so meins. Hingegen Hase, Ziegenwange und Hühnerfuß sind eigentlich ganz lecker.

Surakarta, auch Solo City hier genannt ist die Stadt der Batik Kleidung, bunte Hemden, auf die traditionelle Muster mit Wachs gegossen werden, ich habe mich da ein bisschen verliebt… Jede Stadt, jedes kleine Königtum hat sein eigenes Muster, was es uns erschwerte den ganzen Palast von Solo zu sehen – manche Muster sind anmaßend für die Königsfamilie, deswegen aufpassen was man trägt! Wir sind über Antikmärkte und durch zigtausende Batikläden geschlendert und natürlich nicht mit leeren Händen nach Hause.

Und zuletzt Yogyakarta, das Juwel der Städte, gezeichnet von buddhistischen Tempelanlagen, vollen Straßen und großen Einkaufszentren. Gemeinsam mit Petrus Sugito, dem ehemaligen Vorsitzenden der asiatischen Vertretung der VEM, wurde sich auf den Weg gemacht. Erstmal wird gegessen, wie so oft. Gudeg, das typische Gericht für Yogya, bestehend aus eingelegter Jackfruit, Ei, einem kräftigen Rindergulasch und irgendwas scharfem, was genau das war, kann ich nicht sagen. Dazu wird immer Kerupuk gegessen, die Krabbenchips, die man vielleicht auch aus Restaurants in Deutschland kennt, nur in vielen verschiedenen Formen. Wir wurden abgesetzt auf der großen Maliboro Straße, welche von Straßenverkäufern, Touristen und kleinen Läden nur so wimmelte. Gekauft wurde sich ein Blangkon, eine typische Kopfbedeckung für Zentral Java und ein Abstecher zum großen Einkaufszentrum war auch noch drin. Plötzlich steht man vor Burger King und Mecces, Ralph Lauren und Co., hätte man nicht erwartet. Auch die Leute in der Mall erschienen mir anders, weniger Lächeln, gehetzter Blick und geschlossene Schuhe (sehe ich eher selten, außer in der Kirche, Sandalen sind hier der Way to go). Also nochmal ein Kulturschock in die andere Richtung.

An ein paar andere Sachen muss man sich auch erstmal gewöhnen, angefangen mit den Geckos. Überall, immer und nachts unfassbar laut, aber doch irgendwie süß. Andere Sache ist aber die Kommunikation… Während wir deutschen als sehr direkt empfunden werden, ist das in der javanischen Kultur ganz anders, kaum etwas wird direkt angesprochen, alles ist ok – aber irgendwie doch nicht. Es lässt einen immer ein bisschen zurück mit der Unsicherheit, etwas falsch gemacht zu haben. Später erfährt man dann durch Freunde, dass man vielleicht immer die falsche Hand (immer die rechte benutzen!!!) zum entgegennehmen von Essen genommen hat. Naja, halb so wild, für was hat man denn Freunde hier.

Aber ich bin ja nicht nur zum Reisen hier, gearbeitet wird auch. Da ich schnell Fortschritte mit der Landessprache gemacht habe, durfte ich schon sehr früh anfangen zu arbeiten. Englischstunden im Kindergarten – also um 5 aufstehen, den Bus erwischen und nach Kopeng fahren, einem Bergdorf am Fuße des Vulkans Merbabu. Von da aus dann nochmal in einem kleinen Schulbus, der die Kinder einzeln einsammelt nach Cuntel, auf 1500 Metern Höhe. Meistens werden schöne Bilder gemalt, gebastelt und Wörter mit Bildern verbunden, so können sich die Kinder die Begriffe besser merken und ich bereite das vor. Jeden Montag gibt es eine Einheit von mir, zu Tieren, Farben, über Deutschland und so weiter. Mittlerweile habe ich auch meinen eigentlichen Job angetreten, Aushilfslehrer an der Junior Highschool bei den Klassen 7-9. Es wird bei Vokabeln geholfen, die Aussprache geübt und jeden Freitag findet der English-Club statt. Die Kinder tun sich sehr schwer mit der doch sehr unterschiedlichen Aussprache der Wörter, also bin ich froh da helfen zu können. Was ich genau tun soll, bespreche ich dann immer in den Pausen mit der Englischlehrerin Mrs. Ella, die mir dann auch gerne ein bisschen Indonesisch Nachhilfe gibt.

Fortbewegt wird sich i.d.R. mit Motortaxen, da der Verkehr hier im Vergleich mit den Autobahnen bei uns ein reinster Horror ist. Blinken, Ampeln – Auslegungssache, überholt wird von links und von rechts und oft mit Hupen angekündigt, nichts für schwache Nerven. Bus und Bahn gibt es schon auch, Züge und Reisebusse aus unserer Erfahrung sehr zuverlässig, Linienbusse unvorhersehbar. Salatiga ist da auch super angebunden, in alle Himmelsrichtungen. Unsere Stadt ist zwar voll von Streetfood, tollen Ausblicken und netten Menschen, trotzdem gehen wir dann nach Weihnachten auf unsere ersten kleinen Reisen, davon dann mehr im nächsten Rundbrief!

Grüße ins verschneite Deutschland!

 

 

 

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