Meine erste Woche in der Hauptstadt Kigali
Der erste Morgen in Kigali begann ausgesprochen entspannt, da wir die Möglichkeit hatten, bis 9 Uhr auszuschlafen. Den Vormittag nutzten wir, um uns zu erholen. Wir spielten Karten und legten nach dem Mittagessen ein kurzes Powernap ein, um frische Energie zu tanken. Am Nachmittag kam Damascene vorbei, um mit uns eine kleine Lerneinheit in Kinyarwanda abzuhalten. Obwohl wir bereits eine Woche Sprachkurs in Deutschland hinter uns hatten, ist es offensichtlich, dass man in so kurzer Zeit keine Sprache wirklich lernen kann. Daher waren diese Übungseinheiten äußerst hilfreich, auch wenn wir (wie an den folgenden Tagen) manchmal aufgrund des wechselhaften Wetters und der neuen Umgebung nicht die nötige Motivation aufbringen konnten.
Am späten Nachmittag bot Damascene an, zur nächsten Bank zu gehen, um etwas Geld abzuheben. Nach einem 30-minütigen Fußmarsch bergauf erreichten wir die erste Bank, doch leider war der Automat leer. Also machten wir uns auf den Weg zur nächsten Bank, die glücklicherweise nicht weit entfernt war. Dort erhielten wir schließlich unsere ersten ruandischen Francs.
Es wurde allmählich dunkel, und wir fragten Damascene, ob es in der Nähe einen Shop für SIM-Karten gibt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir nur unzuverlässiges WLAN im Gasthaus. Damascene erkundigte sich telefonisch nach dem nächstgelegenen MTN-Shop (dem größten Mobilfunkanbieter Ruandas), der auch am Abend SIM-Karten verkaufte. Das Ergebnis war, dass wir mit dem Bus ins Stadtzentrum fahren mussten, wo sich eine der Hauptfilialen befand. Als wir ankamen, mussten wir jedoch etwas warten, denn der Shop war nicht nur überfüllt, sondern es gab auch einen Systemausfall, der die Arbeitsplätze lahmlegte. Nach etwa zwei Stunden Warten funktionierten die Computer wieder, und wir kamen endlich dran – bis auf mich. Während Lotti, Solvej und Anni ihre SIM-Karten in den Händen hielten, erklärte mir die Mitarbeiterin, dass ich für den Kauf der SIM-Karte meinen Reisepass mit Visastempel benötige. Natürlich hatte ich meinen Reisepass verantwortungsbewusst im Gasthaus sicher verwahrt. Daher blieb ich an diesem Abend ohne SIM-Karte.
Auf dem Rückweg wurden wir von einem kräftigen Schauer überrascht, der nur kurz nachließ, als wir von der Bushaltestelle zurück zum Gasthaus und ins angrenzende Restaurant sprinteten. Leider mussten wir im Restaurant feststellen, dass die Küche bereits geschlossen hatte. Auch zurück zu unseren Zimmern konnten wir nicht, da es erneut stark zu regnen begann. Nach diesem nicht so erfolgreichen Tag war ich froh, dass er vorbei war, doch ich war zuversichtlich, dass es von nun an nur noch besser werden sollte.
Am nächsten Morgen erkundeten wir bei strahlendem Sonnenschein die Umgebung des Gasthauses. Auch zum MTN-Shop gingen wir, um endlich meine SIM-Karte zu kaufen. Diesmal verlief alles reibungslos und erstaunlich schnell. Um die SIM-Karte nutzen zu können, musste ich noch mein MoMo aufladen. Jetzt fragt ihr euch sicher: Was ist MoMo? Es ist ähnlich wie PayPal, funktioniert aber über die SIM-Karte, was bedeutet, dass Geld direkt über die SIM-Karte transferiert wird und nicht über das Internet. MoMo kann an fast jeder Straßenecke aufgeladen werden. Meist sitzen Leute in gelben Westen auf kleinen Hockern mit einem gelben Schirm und transferieren MoMo gegen Bargeld auf dein MoMo-Konto. Ganz einfach!
Nun hatte auch ich endlich wieder stabiles Internet. Am Nachmittag kam Damascene vorbei, um mit uns eine weitere Einheit in Kinyarwanda zu üben. Nach dem Abendessen und einem Filmabend war auch dieser Tag schnell vergangen.
Der Samstag war dagegen eher unspektakulär. Zwischen den Mahlzeiten verbrachten wir gemeinsam Zeit auf dem Gelände, spielten Karten und erholten uns. Am Abend besuchten wir eine Bar, um die ruandische Bierkultur kennenzulernen. Über Instagram kontaktierten uns andere Freiwillige, die ebenfalls neu in Ruanda sind, und wir verabredeten uns für das Mittagessen am nächsten Tag.
Am Sonntagmorgen standen wir früh auf, frühstückten und besuchten anschließend einen englischen Gottesdienst. Danach ging es in die Innenstadt, um die anderen deutschen Freiwilligen zu treffen. Es war meine erste Fahrt mit einem Moto-Taxi. Im Café angekommen, lernten wir die anderen Freiwilligen Kathi, Luisa, Helena, Eva, Rio und Thomas kennen. Zu Mittag gab es leckere Nudeln mit Hähnchen, und die anderen waren sehr nett und wir verstanden uns gut. Eine Freiwillige, die wir dort kennenlernten, Kathi, wohnt zufällig auch in meinem zukünftigen Einsatzort. Nach dem Essen machten wir einen kleinen Spaziergang durch die Stadt. Anschließend fuhren wir mit dem Moto-Taxi zu einem Café, wo es passend zur Nachmittagszeit Kaffee und Kuchen gab. Auch hier trafen wir noch weitere Freiwillige.
Am Abend kehrten wir ins Gasthaus zurück. Insgesamt hatten wir rund zehn neue Leute kennengelernt – ein schöner und ruhiger Geburtstag.
Am Montagmorgen ging es nach dem Frühstück zum MINAFFET (Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten). Damascene begleitete uns und stellte sicher, dass alle Unterlagen im richtigen Büro landeten. Am Nachmittag kam er erneut vorbei, um mit uns Kinyarwanda zu üben, und am Abend besuchten wir ein Café, wo es köstliches Abendessen gab. Dort würden wir sicherlich öfter hingehen.
Der Dienstag verlief hingegen wieder ruhig. Zwischen den Mahlzeiten kam Damascene für weitere Kinyarwanda-Sessions vorbei, und am Abend gingen wir bowlen, wo wir einen schönen Abend verbrachten.
So verging meine erste Woche in der Hauptstadt Kigali.
In den nächsten Tagen folgt die zweite Woche – seid gespannt!
One Responses
Hallo Tobias, das ist ja ein sehr ausführlicher Beitrag. Sehr gut geschrieben und er war auch sehr gut zu lesen. interessant was ihr alles so erlebt habt. Oma und ich sind gespannt wie es weiter geht. Wir sind sehr stolz auf dich. mach weiter so. Viele liebe Grüße auch an deine Freunde.